
Hundeanhänger - günstig oder hochpreisig?
Der erste Schritt zur Kaufentscheidung
Muss es ein teurer Hundeanhänger sein oder tut es auch eines der vielen günstigen Versionen? Das ist die Frage, die man sich wohl als erstes stellt, wenn es um die Kaufentscheidung geht. Denn die Preisdifferenz ist riesig und fließend und der Markt verwirrend (dazu ganz zum Schluss noch ein paar Worte).
Zunächst möchte ich einmal klarstellen, wie ich das meine, wenn ich im folgenden "Billiganhänger" sage. Denn das ist nicht grundsätzlich abwertend gemeint. Wenn Ihr den Beitrag zu Ende gelesen habt, werdet Ihr verstehen, dass ein Anhänger wenig kosten kann, wenn keine hochwertigen Materialien verarbeitet werden, keine Entwicklungsabteilung sich nach der bestmöglichen Detaillösung umsieht und Kundenreklamationen nicht in das nächste Facelift einfließen. In diesem Beitrag möchte ich Euch auch vermitteln, wie Ihr den Qualtitäsunterschied erkennt.
Wenn Du auch nur drei der folgenden Fragen bejahst, solltest Du unbedingt weiterlesen:
- mein Hundegewicht liegt über 15 Kilogramm
- die Sicherheit meines Hundes/meiner Hunde ist mir wichtig
- ich möchte den Anhänger beim Radfahren möglichst wenig wahrnehmen
- mein Hund ist eher eine Schissbüchs (ein ängstliches Exemplar)
- ich möchte mit dem Anhänger mehr als nur gelegentlich kurze Strecken fahren
Grundsätzlich transportiert nämlich auch ein Billiganhänger Deinen Hund von A nach B. Und viele Dinge an den günstigen Modellen sind gar nicht schlecht, ja in einigen Aspekten können sie sogar besser sein (Verdeck). Hegst Du den Gedanken, es zunächst mit einer kleineren Investition zu versuchen, ist das vollkommen nachvollziehbar, denn wer weiß schon, ob Dein Hund ein begeisterter Mitfahrer wird. Doch es gibt gute Gründe dafür, von Beginn an mehr Geld auszugeben.
Sicherheit
Wenn Du die Frage nach dem Gewicht Deines Hundes (>15 kg) mit JA beantwortet hast, solltest Du hier unbedingt weiterlesen, auch wenn es ein wenig technisch wird. Denn die Kippgefahr ist um so größer, je schwerer der Hund ist.
Die Billiganhänger haben alle eines gemeinsam: die Radachse verläuft unterhalb des Unterbodens. Wenn dann auch noch 20 Zoll Räder verbaut sind, ist der Schwerpunkt recht hoch und die Kippanfälligkeit nimmt zu.


Doch Vorsicht, es gibt gute / sehr gute Hundeanhänger, deren Radachse unterhalb des Unterbodens verläuft, die ich in puncto Kippstabilität als gut bewerten würde: DogBus, Petego Comfort Wagon und DoggyTourer machen den hohen Schwerpunkt durch besondere Deichselanbringungspunkte, kleine Radgrößen (16 Zoll), die Anhängerbreite und/oder die Federung/Dämpfung wett.

Hast Du also hohes Gewicht zu transportieren, würde ich mich unbedingt im oberen Preissegment umsehen. Zwar können auch hochwertige Anhänger kippen, das Risiko ist aber geringer. Richtig verlässlich testen/vergleichen, wie man das von Autos gewohnt ist, tut das niemand. Auch ich kann nur meine Erfahrungen und Rückmeldungen aus meinem riesigen Netzwerkt an Dich weiter geben.
Das hat Dich nicht überzeugt? Der nächste Abschnitt ist eindeutiger.
Laufruhe, Fahrfreude und Langlebigkeit
Diese drei Eigenschaften lassen sich nicht trennen, denn sie machen einen hochwertigen Hundeanhänger aus. Oder anders herum: gute Hersteller konzipieren ihre Produkte so, dass Ihr als Team damit gerne unterwegs sein werdet. Was meine ich damit?
Eine Federung oder Dämpfung ist für mich NICHT das alleinige Kriterium für die Fahrfreude Deines Vierbeiners. Denn es gibt sehr gute ungedämpfte Hundeanhänger und mit breiteren Reifen (auch: Balloonreifen) sowie einer dicken Matratze kannst Du eine Plus an Komfort schaffen.
Es ist die Laufruhe, die Dir und Deinem vierbeinigen Mitfahrer Fahrfreude verschafft - und die entsteht durch das Gesamtkonzept des Anhängers. Anders gesagt: ein Anhänger, den Du gerne hinterher ziehst, bei dem Du ein sicheres Gefühl hast und den auch Dein Hund mag, ist die Summe aus
- den verbauten Materialien
- der Art und Weise, wie die Komponenten verbaut sind
Manche der sehr günstigen Hundeanhänger sind ganz instabil im Rahmen, was man das schon beim ersten Handling merkt. Man hat während der Fahrt das Gefühl, der Anhängeraufbau schwinge seitlich. Als ich mit einer Bekannten eine dreitägige Radtour gemacht habe, band sie das Einmann-Leichtzelt und ihren Schlafsack dem Hund auf's Dach. Der ganze Rahmen bekam dadurch Schlagseite und ich war froh, ohne Panne wieder Zuhause anzukommen. Heute fährt Hund Laios übrigens einen soliden Burley.

Der Rahmen eines hochwertigen Hundeanhängers ist aus Aluminium gefertigt. Das ist leicht und rostet auch dann nicht, wenn es zerkratzt und zerschrammt ist. Die Billigprodukte verwenden Metall, das lackiert wird. Zum einen ist Metall viel schwerer, Zum anderen kann es rosten. Jede zerschrammte Stelle rostet potentiell schneller und glaub mir, so vorsichtig kannst Du gar nicht sein.
Doch warum sind manche Rahmen stabil und andere so wackelig? An der Materialwahl (Metall oder Aluminium) alleinliegt es nicht. Es sind die Verbindungen.
Stell Dir vor, Du musst ein Holzkreuz bauen. Natürlich kannst Du einfach eine Latte quer auf die andere legen und die Schraube so fest anziehen, dass das zunächst mal ganz gelungen aussieht. Doch was, wenn jemand die Querlatte ein paar Mal nach unten und oben bewegt? Alles lockert sich. So in etwa machen es die Hersteller der Billigprodukte. Entwickler von hochwertigen Produkten fräsen - bildlich gesprochen - in die senkrecht stehende Holzlatte eine Vertiefung mit den Maßen der Querlatte, so dass diese - einmal festgeschraubt - nicht mehr verdreht werden kann. Gute Hersteller nehmen es zudem sehr ernst mit der Passgenauigkeit ihrer Komponenten und suchen sich Lieferanten, die eine präzise Fertigung nachweisen können.
Womit wir wieder beim lieben Geld oder "Wert" wären. Denn das alles kostet natürlich Geld und bringt mehr Wert. Aber es sorgt auch für Laufruhe und Du wirst einen solchen Anhänger lieben, weil Du ihn nicht spürst und nicht hörst.


Die Beschaffenheit der Bodenplatte ist ebenfalls von großer Bedeutung für die Fahrfreude. Manche sehr günstigen Anhänger verwenden wabbelige Kunststoffplatten. Davon solltest Du wirklich die Hände lassen! Ein solcher Anhängerboden kann dazu führen, dass ein ängstlicherer Hund das Mitfahren verweigert. Und ist das seine erste Erfahrung mit einem Anhänger weil Du erst mal schauen wolltest, wie er darauf so reagiert, bevor Du viel Geld ausgiebst, hast Du Dir selbst ein Ei gelegt.
Nachfolgend beschreibe ich Dir anhand der einzelnen Komponenten eines Anhängers weitere Qualitätsunterschiede, die weniger Einfluss auf Fahrfreude und den Komfort Deines Vierbeiners haben, wohl aber auf die Langlebigkeit.

Auf den ersten Blick sind viele Räder der günstigen Hundeanhänger (Foto) völlig in Ordnung. Alle mir bekannten haben einen Drucktaster und sind damit einfach aufzustecken bzw. abzunehmen.
Ganz ehrlich, so ganz eindeutig könnte ich die Unterschiede an den einzelnen Rädern nicht erkennen und beschreiben. Und doch gibt es riesige Unterschiede in der Qualität von Radnabe, Speichen oder Felgen.
Von Kunststoffrädern würde ich prinzipiell abraten.
An den Verdecken günstiger Anhänger gibt es meiner Erfahrung nach am wenigsten auszusetzen. Zwar nehme ich an, dass sie enorm schadstoffbelastet sind, doch die Stabilität der Reissverschlüsse oder die Reissfestigkeit des Stoffes hatte ich noch nie zu bemängeln. Im Gegenteil. Diese Verdecke sind häufig nicht ganz so eng gefertigt und meist sind die Öffnungen reichlich und durchdacht. In der Regel ist das Verdeck auch mit regenfester Lage ausgestattet. Damit schneiden sie in diesem Punkt besser ab als die hochpreisigen Anhänger, deren Regenschutz man oftmals als Zubehör hinzu kaufen muss. Wer aber auf nachhaltige Materialien setzt, kommt um Burley, Croozer oder DoggyTourer nicht herum.
Für drei hochwertige Hundeanhänger (Petego, DogBus, Croozer) gibt es sogar Ersatzverdecke. Das wird häufiger nachgefragt als Du vielleicht denkst. Hundezähne zernagen gern mal Reissverschlüsse.
Das Deichsel-/Kupplungssystem ist übrigens bei allen Anhängern des niederen Preissegmentes einheitlich. Das Handling ist gut und mir kommen auch selten Klagen zu Ohren. Einzig einmal berichtete jemand von einem Anhängerüberchlag (!) in einer zu schnell durchfahrenen Kurve. Das würde meiner Meinung nach mit den Kupplungen von Burley, Croozer, Thule und Weber nicht möglich sein.
Ungut finde ich, dass die Kupplung, die eigentlich waagerecht montiert sein soll, durch das Anhängergewicht gern nach unten gedrückt wird. Damit bekommt das System einen ungünstigen Knick und hat bei mir einmal zur Lockerung des Schnellspanners (am Hinterrad) geführt.


Ich habe übrigens noch nie eine Deichselbefestigung gesehen, die wenig Vertrauen erweckt hat. In diesem Bereich tun sich die Hersteller leicht. Doch gute Entwickler können auch an dieser Stelle ihr Genie beweisen: die Croozer Deichsel ist so raffiniert konzipiert, dass sie nur gelöst werden kann, wenn der Anhänger vorn ein Stück angehoben wird. Das erschwert oder vereitelt den Diebstahl durch abkoppeln an dieser Stelle - durchaus nicht ungewöhnlich wie mir ein Hersteller sagte. Bei DogBus und Petego wurde auf die Entwicklung der Deichsel ebenfalls ein großes Augenmerk gelegt, was insbesondere der Sicherheit zugute kommt.


Viele hochpreisige Anhänger warten übrigens mit Funktionen oder Zubehör auf, die Dir das Leben enorm erleichtern können: Feststellbremse, absperrbare Kupplung, Kick-Stand, Stautaschen, Transporttaschen.
Für die Buggysets / Strollerkits, sprich, die Schiebefunktion gilt übrigens das, was ich oben sagte zur Passgenauigkeit von Verbindungen. Insbesondere bei den Buggyrädern gibt es große Materialunterschiede.
So, nun müsstest Du eine erste Entscheidung treffen können. Wenn Du es erst mal mit einem Anhänger von Zooplus, Fressnapf oder anderen Onlineprodukten versuchen willst, kann ich Dich nicht weiter beraten. Napoli wiegt 20 kg und nach meinem Kauf eines DoggyRide mit Metallrahmen in 2016 haben wir keine Lust mehr, dieses Preissegment zu testen. In 2021 habe ich nochmal zwei Doggyhut für einen Fernsehbeitrag testen müssen, was meine Ansichten in fast jeder Hinsicht bestätigt hat. Zwei Aspekte haben mich überrascht: Napoli fuhr darin ganz gern mit und der Anhänger war echt kippstabil.
Sollte ich Dich überzeugt haben und Du investierst in einen soliden Anhänger, dann lese doch noch diesen weiterführenden Artikel, in dem es darum geht, wie Du den richtigen Hundanhänger für Euch findest.
Hochwertig sind für mich alle in meinem Blog besprochenen Hundeanhänger (Croozer, Burley, DogBus, Petego Comfort Wagon, DoggyTourer). Der Thule Courier mit Dog Kit gehört ebenfalls dazu. Ihn teste ich gerade. Kürzliich sind neue hochpreisige Modelle auf den Markt gekommen, die ich nicht kenne (TAXXI, Hamax Hundeanhänger).