Spontane Radtour mit Zelt

Spontane Radtour mit Zelt

11. Januar 2021
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Abenteuer vor der Haustür mit dem besten Freund

Eine Mehrtagestour mit Rad, Gepäck und Hund steht für uns noch aus. Ich bin ja sonst spontan und wagemutig, doch bei diesem Thema kneife ich noch. Warum? Das hat mehrere Gründe. Zum einen finde ich die Streckenwahl schwierig, die natürlich idealerweise irgendwo im Alpenraum sein sollte. Denn ohne Elektroantrieb komme ich an Steigungen halt doch an meine Grenzen. Außerdem hält es mein tierischer im Anhänger nicht so richtig lange aus. Dann beginnt ein Fiep- oder Bellkonzert. Laufend trödelt er ziemlich herum, was wiederum mir auf die Nerven geht. Nächster Punkt: die Temperatur. Es müßte "nicht zu warm" und "warm genug zum Zelten" sein. Denn Napoli leidet bei Hitze, ich bin eher eine Frostbeule. Und als letztes Argument wäre da meine Abneigung gegen jegliche Streckenplanung zu nennen, was bei einer solchen Unternehmung nachteilig ist.

So habe ich bislang mehrere zweitägige "Testtouren" unternommen. Wie eben diese hier rund um den Starnberger See. Für meinen neu umgebauten Burley Encore Kinderanhänger war es ebenso eine Jungfernfahrt. Und ich war gespannt, wie ich alles unterbringe und zurecht komme. Dem Anhänger habe ich, dort wo der Fußraum für die Kinder ist, ein Staufach verpasst. Dort hinein passte das gesamte Zelt und noch ein paar Dinge wie Schlösser, Luftpumpe und Werkzeug. Der Rest kam in die Gepäcktaschen, die damit schon voll waren, obwohl ich auf Kochgeschirr verzichtet hatte. Für eine längere Mehrtagesfahrt würde ich noch auf kompaktere Utensilien setzen müssen.

Mit vielen Stopps - gefühlt an jedem Bach - ging es von uns Zuhause (damals in Gauting) an der Würm entlang Richtung Starnberger See. Der ausgeschilderte Radweg verläuft am Ostufer sehr lange direkt am Wasser entlang und passiert wunderschöne Villen. Neben teuren Neubauten finden sich auch viele geschichtsträchtige Gebäude, deren Grundstücke das Seeufer einschließen. Hier wohnten schon zu Zeiten von König Ludwig II. die Schönen und Reichen.
Hinter dem Ort Leoni hat auch Otto-Normal-Mensch Zugang zum See. Zwar verläuft hier die Straße in unmittelbarer Nähe, doch gibt es immer wieder kleine Strandabschnitte. Während der Badesaison muß man allerdings früh aufstehen, denn die Plätze sind schnell belegt.
Aber wir waren schließlich nicht zum Baden hier. Für uns ging es immer weiter am östlichen Ufer Richtung Südspitze des Sees, das Alpenvorland am Horizont.

Auf manchen Abschnitten gibt es keinen eigenen Radweg, so dass wir auf die Straße ausweichen mussten. Ein klarer Fall für "Hoppi in den Hänger, Napoli". Oder der für Radfahrer gestattete, schön schattige und gekieste Weg ist von Badegästen frequentiert und Fahrradklingeln von vorn und hinten machen es schwierig mit laufendem Hund. Die Runde ist eben beliebt. Zu recht.
Als wir Seeshaupt passiert hatten neigte sich der Badetag zu Ende und die entsprechenden Areale wurden leerer. Besonders schön ist die Durchfahrt des Schlossparks bei Feldafing, wo Kaiserin Sissi's Schloss Possenhofen zu bewundern ist. Ganz lang erstreckt sich dieser Park am westlichen Ufer des Starnberger Sees.

Ich hatte keinen Plan für eine Übernachtung. Und so nutzte ich die kühle und einsame Abendstimmung für die Weiterfahrt. Im Schlosspark war wildes campen ohnehin verboten.

Letztendlich schlug ich das Zelt an der Würm auf. Wenige Kilometer vor dem kuscheligen Bett. Aber hey! Schließlich schleppt man nicht Sack und Pack umsonst durch die Gegend. Testfahrt ist Testfahrt.
Die Würm fließt durch München und in den Starnberger See. Sie ist herrlich naturbelassen und wahrlich ein Kleinod vor den Toren der Großstadt. Gerade durch Corona stark besucht, war ich an diesem Abend doch völlig allein. Unbehelligt schliefen wir inmitten dieses Dschungels in einen warmen Tag.