Cargobike ausprobiert

Cargobike ausprobiert

17. November 2019

Meine Spezialität sind die Anhänger, trotzdem hat es mich interessiert, wie sich ein Hund im Lastenrad chauffieren lässt, welche Vor- und Nachteile es gibt.


Deshalb habe ich mir in 2019 für zwei Tage auf eigene Kosten ein Lastenrad ausgeliehen.


Erfreulicherweise haben sich diese Zwei- oder Dreiräder bei uns in München bereits ins Stadtbild integriert. Es ist keine Ausnahme mehr, die Kinder im Babboe, Prophete, Bullit oder einer anderen der zahlreichen Marken zu kutschieren. Hunde sieht man seltener. Dabei kann es gerade innerstädtisch so bereichernd sein, zum Gassigehen nicht zum tausendsten Mal dieselbe Strecke abzulaufen, sondern sich selbst und dem Hundetier mal neue Eindrücke zu gönnen. Besonders im Sommer, wenn der Boden stark aufgeheizt ist, sollte der Tierliebhaber eine Fahrt zum Wasser oder zum schattigen Park der gängigen Strecke „um den Block“ vorziehen. Was bietet sich hierfür mehr an als ein Cargobike?

Unter den Transporträdern herrscht bereits heute eine große Vielfalt, so dass es hier nochmal unterschiedliche Schwerpunkte gibt. Wer sich also mit einer Neuanschaffung beschäftigt, möge zunächst ganz genau bedenken, für welchen Zweck er das Zweirad hauptsächlich verwenden möchte.

Das zweirädrige Cargobike mit verlängertem Radstand vorne

Dieser Typ Transporträder eignet sich auch für große und schwere Hunde. Die Ladefläche ist geräumig genug und der Schwerpunkt relativ weit unten. Doch trotz der erlaubten Zuladung von bis zu 200 kg ist es nicht unkritisch, mit Lebendgewicht zu fahren. Denn wenn sich das Tier bewegt, überträgt sich das auf den Fahrer, der gegensteuern muss. Je schwerer der Hund, umso ausgeprägter der Ballanceakt.

Überaus vorteilhaft ist es, den Hund im Blick zu haben und auch die Breite des Gespanns. Während man nie sicher abschätzen kann, wie dicht man mit Anhänger an Autos oder Bordsteinkanten vorbeifährt - mit Lastenrad hat man die Situation im Griff. Ein Nachteil ist die vordere Länge, die es erfordert, weit in eine Kreuzung hinein zu fahren, um diese einsehen zu können.

Als ich das Vehikel beim Verleiher abholte, war ich allein und das war gut so. Die vier Kilometer bis Daheim fuhr ich recht wackelig. Zwar hat man einen herkömmlichen Fahrradlenker in den Händen, doch die Steuerung reagiert anders als die eines normalen Rades. Sensibler. Auch wenn man sich an den Ratschlag hält, den jeder Versierte mit auf den Weg gibt: nicht auf das Vorderrad schauen, sondern auf die Straße. Es dauert seine Zeit.
Ein Lastenrad ist in der Regel so schwer, dass es nur mit Elektroantrieb Sinn macht. Stromanschub ist für mich immer noch ungewöhnlich und faszinierend. So war ich begeistert, mit welcher Leichtigkeit sich dieses lange und schwere Gefährt den Berg hinauftreten ließ.

Der Einstieg in unser Testrad war für mein Hundetier sehr viel höher als bei jedem Hundeanhänger. Er musste ordentlich springen. Die Hersteller bieten ganz verschiedene Konzepte für die Ladeflächen an. Von nackig bis Flightcase ist quasi alles möglich. Bedenken Sie bei der Kaufentscheidung, dass Ihr Hund im Alter oder mit Verletzung gehoben werden muss. Zweckvoll ist dabei die meist sehr stabile Aufständerung der Räder. So wackelt wenigstens nichts oder fällt gar um.

Das Fahren quasi als Kühlerfigur hat Napoli gut gefallen. Die Transportfläche unseres Leihrades bot mehr als genug Platz. Gut ausgepolstert hat meine Kühlerfigur meist sitzend die Landschaft genossen. Gelegentlich legte sie sich auch nieder, musste dann aber den Kopf arg hoch recken, um über den Bordrand schauen zu können. Könnte Napoli Feedback geben, gäbe es dafür vermutlich Punktabzug. Ich fand es ausgesprochen toll, meinen Begleiter immer im Blick zu haben. Es hat mein Gefühl der Gemeinsamkeit verstärkt.

Ich hatte mich relativ schnell daran gewöhnt, dass jede Gewichtsverlagerung des Hundes sich bemerkbar macht und der Fahrer aktiv die Balance halten muss. Die Balanceakte werden logischerweise umso fordernder je schwerer und unruhiger der Hund ist.
Das Fahrverhalten hat mir sogar auf Schotterwegen gut gefallen. Durch sein Gewicht liegt ein solches Lastenrad satt auf der Fahrbahn. Über lose Steine rollt es souverän hinweg.

Mich als alten Rennradfahrer störte bei den meisten Lastenrädern, die ich Probefahren konnte, die aufrechte Sitzposition. Die größere Bewegungsfreiheit ist im Stadtverkehr von Vorteil und trägt zur Sicherheit bei, längere Strecken würde ich persönlich ungern so unsportlich pedalieren. Doch der Markt ist riesig und auch in dieser Hinsicht gibt es Ausnahmen.

Meiner Meinung nach sind sowohl ein Anhänger als auch die Transportfläche eines Lastenrades gleichermaßen gefährdet, von Autofahrern übersehen zu werden. Im Stadtverkehr muss der Fahrer eines Lastenrades weit in eine Kreuzung hineifahren, wenn er dieses schlecht einsehen kann, was zusätzlich risikoreich ist.

Transportieren wird man ein so unhandliches Cargobike nur in Ausnahmefällen. Weder passt es in Aufzüge, noch lässt es sich Treppen hochtragen um damit öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. In einen normalen PKW passt es nicht.