Bikepacking auf dem Camino Krk

Bikepacking auf dem Camino Krk

27. September 2022
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Tag 1 - "Einfach mal machen"

Inselhopping über die Perlen der dalmatinischen Küste hatte sich als Idee in meinem Kopf verhakt. Doch irgendwie wollte sie nicht reifen. Ende September hatte ich dann das Konzept: wir radeln auf Krk los und wenn es gut läuft setzen wir auf weitere Inseln über. Ich hatte grob eine Runde entworfen, die geschätzt etwa 6 bis 7 Tage in Anspruch nehmen würde.

Daraus wurden 3 Tage und eine Rundtour "nur" über Krk. Warum das super und genau richtig war, erzähle ich im Folgenden. Infos und die genaue Reiseroute am Ende des Artikels.

Den idealen Ausgangspunkt kannte ich bereits. Ein Parkplatz am Ortsrand von Omisalj. Die Insel Krk erreicht man bequem über eine Autobrücke (Foto, Bildmitte) und Omisalj ist der erste Ort, der eine tolle Aussicht auf Rijeka und hübsche Strände in petto hält.

Also Rad und Anhänger bepacken und los gehts. Die wenigen Kilometer über die Hauptverkehrsstraße der Insel Krk waren ein schlechter Einstieg in das Vorhaben! Es war Sonntag und unter die ohnehin schon vielen Touristen mischten sich etliche einheimische Ausflügler. Auto für Auto, Wohnmobil für Wohnmobil brausten an uns vorüber.

Auch auf der nachfolgenden Nebenstrecke war der Autoverkehr heftiger als erwartet. Die Hauptverkehrsstraßen der Inseln sind meist breit weshalb das Radfahren nicht zu unangenehm ist, die Nebenstrecken hingegen sind schmal. Hier sind Überholvorgänge nicht ganz ohne. Deshalb war ich froh, nach einigen Kilometern in den ersten Schotterweg einbiegen zu können. Hier konnte Napoli auch endlich selbst laufen.

Krk selbst ist nur als hügelig zu bezeichnen. Die höchsten Erhebungen mit rund 500 hm liegen im Süden der Insel. Der Gebirgszug, der im Foto zu erkennen ist, gehört zu den Dinariden des Festlandes.

Bei Rudine, einer Ansiedlung von wenigen uralten Steinhäusern, hatten wir die Ostküste erreicht und stießen erstmals auf den Camino Krk. Dieser alte Pilgerweg ist Teil des Camino Croatia und trägt das für die alten Pilgerwege typische Symbol der Jakobsmuschel.

Er ist hervorragend beschildert. Über lange Strecken verlaufen ausgewiesene Radtouren über denselben Weg. Das kann Straße sein, breiter Schotterweg, doch auch enger und steiniger Pfad.

Immer wieder schoben sich Wolken vor die Sonne und sorgten damit für extreme Temperaturunterschiede. Eine unverhüllte Sonne brannte hochsommerlich heftig, versteckte sie sich hinter Wolken, wurde es sofort empfindlich kühl. Krk hat viel Waldfläche und jetzt im September stand die Sonne bereits so tief, dass die Vegetation selbst breite Wege mit Schatten versorgte. Für meinen hitzeempfindlichen Begleiter die Voraussetzung überhaupt, um längere Strecken laufend zurück zu legen.

Für den Rest des Tages verlief unser Weg durch Küstenorte, über wenig befahrene Straßen oder Schotterwege. Die letzten Sonnenhungrigen dösten an jetzt leeren Buchten und Felsständen, wenige Abgehärtete nahmen ein Bad im Meer. In kleinen Häfen zeugten Motor- und Segelboote von einer quirligen Sommersaison. Über die Schotterpisten rumpelten ein paar Touristenautos auf der Suche nach versteckten Buchten, die es zu Hauf gibt und an denen man nun völlig ungestört das ach-so-blaue Meer genießen kann.

Eben weil es so viele paradiesische Fleckchen gibt, hatte ich kein Etappenziel für diesen und die folgenden Tage. Mit Napoli unterwegs zu sein, bedeutet ein langsames Vorankommen. Er trabt recht unmotiviert hinter oder vor mir und schnüffelt ausgiebig. Mehr als 8 km/h kommen so nicht zustande. Häufige Stopps zum Fotografieren sowie ein- und aussteigen reduzieren die Durchschnittsgeschwindigkeit zusätzlich. Da wir erst gegen Mittag gestartet waren, hatten wir an diesem ersten Tag gerade mal 22 km geschafft. Aber was soll's. Der Weg ist das Ziel und er ist einfach zu schön, um schnell vorbei zu fahren.

Nach einem guten Fischmenü in der letzten Abendsonne hatte ich Eile vor Einbruch der Dunkelheit das Zelt aufzuschlagen.

Tag 2 - "Dahin bummeln"

In der Nacht hatte es leicht gewittert und am Morgen hing ein träger Himmel über der Landzunge, auf der wir gezeltet hatten. Obwohl Napoli am Vortag wirklich nicht viel gelaufen war, hatte er auf seiner Matratze tief geratzt. Ich fand es einfach schön, seinem seeligen Schnarchen zu lauschen, gelegentlich ein Küßchen ins Fell zu drücken und zu wissen, dass ich nicht ganz allein war. Auf Kochgeschirr hatte ich komplett verzichtet und so gab es nur für's Hundetier ein echtes Frühstück während ich das Zelt verstaute. Nach geraumer Zeit nahm ich immer noch ein Knuspern von Trockenfutter wahr und bei näherem Hinsehen musste ich feststellen, dass das Mistvieh fast den gesamten Futtervorrat, den ich zu nachlässig hatte liegen lassen, aufgefressen hatte. Aha, es war davon auszugehen, dass es mit der Lauffreude für diesen Tag passé war.

Als treusorgende Hundemammi ist mir immer wichtig, dass die Routenwahl mit den Vorlieben und Bedürfnissen meines Schützlings kompatibel ist. Lauf- und Fahrstrecken sollen sich möglichst abwechseln, der Tag sollte möglichst mit einer Laufstrecke beginnen, Fahrstrecken liegen idealerweise in der Tagesmitte, wenn es ohnehin zu warm zum Laufen ist, Laufpassagen ohne Schatten sollten andererseits nicht in der Mittagssonne absolviert werden. Schwierig, sehr schwierig. Aber auf dieser Rundtour sind wir dem Optimum sehr nahe gekommen und vielleicht hat mich auch das so begeistert.

An diesem zweiten Tag wechselten sich längere Sequenzen über Straßen ab mit ausgiebigen Passagen über Schotter. Besonders schön auf Krk sind die Schotterpisten, die unmittelbar an der Küste verlaufen und zu unzähligen entlegenen Badebuchten führen. An fast jedem Strandabschnitt stehen Hinweisschilder, ob Hunde erlaubt sind oder nicht. Es gibt auf der ganzen Insel wie an der gesamten dalmatinischen Küste viele ausgewiesene Hundestrände, die in der Hochsaison ihre größte Bedeutung haben. Denn wenn in der Nachsaison ein Strand menschenleer ist, kann ein Hund kaum unerwünscht sein. Wer an diesen paradiesischen Plätzen einfach vorüber radelt, ist selbst schuld.

In den kleinen Ortschaften fand sich meist ein Lebensmittelladen was zur Beschaffung von Flüssigkeit immens wichtig war. Denn eines muss der Radelnde in Kroatien stets im Blick haben: es gibt kein Trinkwasser. Keine Brunnen oder Trinksäulen wie ich sie aus Teilen Frankreichs und Spaniens kenne. Ja, nicht einmal Bäche für den Hund sind vorhanden. Selbst Ende April war ich auf keinen einzigen wassertragenden Bachlauf gestoßen.

Mit Erreichen des Ortes Vrbnik sind wir regelrecht in die Zivilisation zurück gepurzelt. Der Camino Krk biegt hier nach Süden ab und über zwei Höhenzüge auf rund 500 Höhenmeter wandernd hat man bestimmt herrliche Aussichten. Mit MTB ohne Anhänger lassen sich einige Wege - auf der Karte sind sie gestrichelt eingezeichnet - durchaus befahren, mit Anhänger war mir das aber zu heikel und so ließ ich schweren Herzens diesen südlichen Teil der Insel weg. Denn über die Hauptstraße hin und zurück zu radeln, darauf hatte ich wenig Lust. Wie richtig ich das eingeschätzt hatte, zeigte mir die Passage von Vrbnik zur Stadt Krk. Die Hauptstraßen sind, wie ich eingangs bereits erwähnte, breit und es gibt rücksichtslosere Autofahrer als die Kroaten. Doch macht es mir wenig Spaß, auf solchen Straßen zu radeln. Etwa einen halben Kilometer sausten wir ein 12%iges Gefälle hinab während LKWs und Campingbusse èn masse an uns vorüber brausten. Ich stellte mir vor, diesen Abschnitt hätte ich bergauf fahren müssen. Na, mercie! Und so festigte sich der Gedanke, die weitere Planung betreffend: von dem Wunsch nach Inselhopping war ich geheilt. Wirklich Spaß machen mir die Streckenabschnitte über Schotter, doch weil die meisten Inseln der dalmatinischen Küste schmal sind, gibt es nur wenige solcher Pisten, mittels derer sich die Hauptverkehrsadern meiden lassen. Wir würden also die Inselumrundung von Krk abschließen und dann würde ich weiter sehen.

Am Hafen von Krk gönnte ich uns nur eine kurze Rast und das Auffüllen des Getränkevorrats. Essen wollte ich in einer weniger touristischen Umgebung und fand in einem kleinen Dorf das perfekte Restaurant. Bis zum nächsten Nachtlager führte unsere Route wieder über Schotter und, weil ich beim Kartenstudium nicht sorgfältig hingeschaut hatte, über eine gestrichete Weglinie - also einen Pfad (auf der Karte bereinigt). Halleluhja! Wunderschön war der Camino Krk an dieser Stelle, wie er sich über weichen, mit Steinblöcken durchsetzten Waldboden durch dichten, niedrigen Pinienwald schlängelte. Doch musste ich kurzzeitig den Hundeanhänger abkoppeln und separat über das Blockwerk zerren.

Ich entschied mich für eine Stichstraße zum Meer, um das Zelt aufzuschlagen. Die winzige Bucht war toll, doch war die Umgebung so schräg abfallend, dass das Zelt lediglich auf dem schmalen Kiesstrand eben stand. Es dämmerte bereits und ich kramte in meinem Gedächtnis, wie es sich mit Ebbe und Flut verhielt. So richtig entspannt schlief ich im Gegensatz zu meinem leise schnarchenden Bettnachbarn nicht. Das konstante Plätschern der nahen Wellen beunruhigte mich und ich schaute mehrmals in der Nacht nach dem Wasserstand.

Tag 3 - Das Hundetier hat keine Lust mehr

Ein paar Stunden Schlaf kamen in dieser Nacht dann doch zusammen. Hin und wieder waren leise brummend Fischerboote vorüber gefahren. Manche waren hell beleuchtet gewesen. Am frühen Morgen tuckerten die letzten zum Hafen zurück und ein Blick auf den Wasserstand zeigte, dass ich Glück gehabt hatte. Zwar war der Pegel leicht gestiegen. Doch das Zelt hatte er nicht erreicht. Weil unsere Bucht noch im Schatten lag, machte ich mich sofort ans Zusammenpacken. Als das Rad abfahrbereit da stand, erreichten die ersten Sonnenstrahlen die Bucht und ich musste sie doch noch kurz genießen.

Dieser letzte Tag zurück zum Auto sollte nicht allzu lang werden und ich freute mich über lange Strecken auf Schotter. Napoli hätte sich am liebsten die gesamte Strecke chauffieren lassen. Er lag auf meiner Luxus Isomatte, seiner Unterlage und einem Hundeschlafsack auch tatsächlich so komfortabel in seinem Anhänger, dass ihm selbst die ruppeligen Pisten nichts ausmachten. Doch ich hatte wenig Lust, ihn über Stock und Stein zu ziehen. Ich sah auch keinen Grund darin. Es war schließlich nicht zu warm.

Wir durchfuhren einen kleineren Ort mit Lebensmittelladen für's Frühstück und einen wunderschönen Küstenabschnitt bevor wir wiederum in die Zivilisation eintauchten. Dieser nördliche Teil der Insel ist stark in touristischer Hand. Es gibt mehrere große Campingplätze und viele Unterkünfte. Hier trafen wir vermehrt auf Freizeitradler, die auf den ausgeschilderten Touren die Insel erkunden. Unser Start- und Endpunkt, der Ort Omisalj, ist trotz eines riesigen Tanklagers, das eine ganze Landzunge belegt, beliebt bei Urlaubern. Ich bin ja sehr heikel, was optische Verbrechen betrifft, doch finde auch ich die Strände und Wanderwege entlang der Küste hübsch, das Wasser ist klar.

An der gesamten dalmatinischen Küste habe ich kaum einen Campingplatz gesehen, der mir nicht gefallen hat. Fast alle liegen direkt am Meer. Es gibt nur wenig Dauercamper. Dennoch rumpeln sehr viele Wohnmobilisten ungeachtet der Wegbeschaffenheit bis an die entlegendsten Strände. Die Gemeinden haben deshalb vielerorts Höhenbeschränkungen mit einer Durchfahrtshöhe von 2,10m aufgestellt.

Weil die Straßen so überaus befahren waren, wagte ich mich gegen Ende unserer Umrundung noch über gestrichelte Pfade des Camino Krk. Und siehe da, es war eine gute Entscheidung. Zwar machte loser Schotter das Fahren an manchen Stellen mühsam, doch waren die Wege wunderschön, mit Bäumen, die regelrechte Dächer bildeten, gesäumt von alten Steinmauern.


Material und Hilfsmittel

Das Wichtigste

Fahrrad: KTM Hardtail
Hundeanhänger: Burley Tail Wagon

Am Burley Tail Wagon habe ich den Schiebebügel des Petego Comfort Wagon angebracht, um daran das Zelt fest zu zurren. Gleichzeitig diente mir der Bügel zum Trocknen von Kleidung und zur Befestigung des Helms. Das Verdeck habe ich selbst genäht aus einem Material, das Sonnenlicht reflektiert und regendicht ist.

Gepäck

Der Schlafsack war am Lenker befestigt, eine 5cm dicke (!) Isomatte im Anhänger unter Napolis Matratze verstaut. Klamotten waren verteilt auf die sonstigen Taschen. Kocher und Geschirr hatte ich keines dabei und habe es auch nicht vermisst.

Wegfindung

Die Route hatte ich nicht vorab geplant sondern ständig mithilfe von Outdooractive neu festgelegt. Es waren wirklich ALLE Pfade in Outdooractive zu finden, immer wußte ich, wo ich war. Auch die Wegbeschaffenheit ist durch unterschiedliche Markierungen gut einzuschätzen und stimmig.

Die Route steht in Outdooractive zum Nachfahren bereit. Links unten.

Fotos

Weil ich ausschließlich ohne menschliche Begleitung reise, verwende ich einen Fernauslöser. Sonst könnte ich nur Landschaftsfotos machen und das wäre ja langweilig. Eine schwere Powerbank hat Handy und Foto über die drei Tage mit Strom versorgt. Am Ende der Tour war sogar noch Saft im Speicher.

Fujifilm XT-30
Hähnel Captur Remote Control


Die Strecke

Den Verlauf des Camino Krk kann man am besten hier nachschauen. Ich kannte ihn vor Abfahrt nicht und habe erst unterwegs erkannt, dass ich mich immer wieder auf ihm fort bewege. Mit Einspuranhänger ist er sicher gut machbar. Vielleicht wäre das noch ein Projekt für die Zukunft. Denn auf die Landschaft hätte ich durchaus ein weiteres mal Lust, wobei es mich ja eher meist zu Neuem drängt. Die Links zu Outdooractive findet ihr unter der Karte.

Tag 1Tour in Outdooractive öffnen
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