Eine Campingreise ins Aostatal

Eine Campingreise ins Aostatal

13. Juni 2020

Mit Fully, Einspuranhänger, Wanderstiefeln und natürlich dem besten Bergfreund

Als nach dem ersten Corona Lockdown die Grenzen wieder öffneten, stand ich bereits mit scharrenden Hufen auf der Startrampe. Wetterbedingt sollte das Aostatal mein Ziel sein. Im Juni sind Tagesplanungen im Hochgebirge überall schwierig, denn Gewitterneigung ist an der Tagesordnung. So schnell eine Front aufzieht, so rasch ist das Schlechtwetter zwar auch wieder vorbei. Doch Blitz und Donner auf dem Berg muss ich nicht unbedingt haben. So war es denn auch im Aostatal. Ein makellos blauer Himmel begleitete meist noch das Frühstück, doch schon beim Aufbruch verhüllten erste Wolken die Bergriesen. Und später am Tag stand ein Regen- oder Graupelschauer auf dem Programm.

Aus der flachen Poebene fährt man hinein in dieses breite Tal, das zwar gut besiedelt ist, doch in Maßen. Grüne Hänge flankieren es mit Dörfern, die wie auf Balkonen das Tal überblicken. Von Osten nach Westen erstreckt es sich über rd. 80 Kilometer und entlässt den Besucher - wenn er zahlt - durch den Mont-Blanc-Tunnel. Wer sich an der Landschaft noch nicht satt gesehen hat, der fährt über den Pass des Großen St. Bernhard in die Schweiz hinüber.
Von den ganz großen Berggipfeln sieht man unten noch nichts. Im Norden wären das die Riesen des Wallis, allen voran das berühmte Matterhorn. Doch auch Namen wie Castor und Pollux, Breithorn oder Monte Rosa - alle über 4.000 Meter - lassen dem Alpinisten das Wasser im Mund zusammen laufen. Im Süden begrenzen die etwas gemäßigteren, doch keineswegs langweiligen Gipfel des Nationalparks Gran Paradiso das Tal. Und im Westen überragt der Mont Blanc sie alle.

Um einen Blick auf die höchsten europäischen Berggestalten zu werfen, muss man in eines der langen Seitentäler hineinfahren. Kurvig und an Höhe gewinnend kleben die Straßen am Berg und bohren sich weit in die hochalpinen Landschaften hinein. Bezaubernde Dörfer liegen am Weg, doch auch Retortenskiorte, in denen im Winter der Bär steppt. Im Sommer sind sie wie ausgestorben und nicht unbedingt ein heimeliger Anblick. Breuil-Cervinia ist sicher einer der bekanntesten Orte.

Alle Seitentäler kann man in einem normalen Urlaub gar nicht abgrasen. Man sollte sich vorher informieren, was man bevorzugt sehen möchte. Ich war bereits früher zum Mountainbiken (ohne Hund) in der Gegend und hatte den Talschluss bei Courmayeur ausgiebig kennen gelernt. Eine bombastische Gegend, deren Urlaubsfotos leider einem Festplattencrash zum Opfer fielen. Weil Planung nicht so meines ist und ich auch viel Zeit zur Verfügung gehabt hätte (dazu später mehr), ließ ich mich treiben. Und so spülte mich die Suche nach einem Übernachtungsplatz zunächst ins Val d'Ayas, wo ich an einem wechselhaften und kalten Tag auf's Rifugio Tourmalin radelte.

Weil man in die Täler bereits so hoch hinauf fährt, kann es im Juni noch durchaus kalt sein. Das letzte Dorf im Val d'Ayas liegt beispielsweise auf 1.700 Höhenmetern. Es gehören also neben Regenkleidung auch wirklich wärmende Stücke in den Rucksack. Für Napoli war das Klima toll. Mein kleiner Italiener leidet bei Hitze, doch ist glücklich im Schnee und bei Kälte. Bei mir ist es leider anders herum, weshalb jeder von uns mal das Nachsehen hat.

Für eine weitere Tour übersiedelten wir ins Valtournenche. Sehr viel beliebter bei einheimischen Ausflüglern, tummelten sich hier viele Biker. Eine Wahnsinnstour führte uns vom Ort Mongnod zum Cignana Stausee.

Und wie das so sein kann bei spontanen und vor allem ungeplanten Reisen: die Fahrt in das dritte, lange Tal war ein Reinfall. Denn im Nationalpark Gran Paradiso ist Wandern selbst mit angeleinten Hunden verboten!
Na ja, und weil Corona mich gedanklich irgendwie blockierte, habe ich das Aostatal sehr viel früher verlassen, als ich eigentlich vorhatte.