Dolomiten im Frühsommer

Dolomiten im Frühsommer

13. Juni 2019

Rad und Wandern mit Schnee - juchee !

Im Juni werde ich immer nervös. Das Jahr ist halb rum und wegen Altschnee konnte man mit dem Rad noch nicht in die hohen Berge. Ach, der Sommer ist immer viel zu kurz. Deshalb beim nächsten längeren Wochenende schnell das Auto gepackt und ab in die Dolomiten. Was hat die Sonne es gut gemeint mit uns!

Bei Cavalese kannte ich einen guten Platz zum Übernachten. Also ging die Nachtfahrt zunächst dorthin. Eine Tour würde sich schon finden. Eine Kiste voll Karten ist immer im Gepäck. Ich fahre selten Touren, die ich digital entdeckt und heruntergeladen habe. Ich könnte gar nichts entdecken, denn ich suche gar nicht. Planung bedeutet für mich immer, ausgiebiges Kartenstudium. Und zwar Papierkarte.

So legte ich beim Frühstück das Ziel für den Tag fest: Von Daiano mit dem Rad zum Kugelpass, eine Wanderung auf das Schwarzhorn einschieben, weiter zum Jochgrimmpass, rüber zum Lavazepass und die Straße bergab rauschen retour zum Auto. Bombastisch. Bestens geeignet mit Anhänger. Um diese Jahreszeit einsam.

Mensch, hatten die Stürme im März die Wälder flach gelegt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Wege gesperrt sein könnten. Waren sie an diesem Tag auch nicht. Aber das sollte noch kommen. Also merke, liebe Katrin, im Frühsommer immer die Möglichkeit von Windbruch einkalkulieren. Du solltest es eigentlich wissen.

Auf der Suche nach einem Sternenlogenplatz für die zweite Nacht, spülte es uns ein Stück den Rollepass hoch. Und so ergab sich ein fantastischer Tag bei Bellamonte. Skigebiete außerhalb der Saison sorgen nicht nur für optische Unbill, finde ich. Nach ihrer Schließung auf dem gut komprimierten Schnee der Pisten zu wandern hat auch etwas für sich. Von den manchmal entlegenen Parkplätzen, auf denen man zur Nebensaison wenig Camper trifft, ganz zu schweigen.

Am nächsten Tag hatte ich eigentlich ganz andere Streckenpläne, die der Windbruch vereitelte. Zum Glück, denn der Rosengarten ist immer wieder ganz wunderschön. Auch wenn man dort schon häufig war.

Das nächste Sternenzelt stand am Karerpass, von wo eine aussichtsreiche, eher kurze Wanderung uns am nächsten Tag zur Baita Marino Pederiva führte.

Die mit Abstand anspruchsvollste Unternehmung des Kurztripps bescherte der letzte Tag. Von Weißlahnbad, einem kleinen Weiler bei Tiers, brachen wir auf durch das wunderschöne, lange Tschamintal. Die Dolomitenzacken stets vor Augen fragt sich der Wanderer, wo dort in der Sackgasse ein Durchschlupf sein soll. Bärenloch heißt eben dieser und führt zwischen steilen Dolomitenwänden hinauf zur Tierser Alplhütte. Schon nach recht kurzer Wegstrecke habe ich den Anhänger im Wald versteckt, denn es machte auf der Rüttelpiste keinen Sinn, ihn hinterher zu ziehen. Eine Abfahrt hätte Napoli zu sehr durchgeschüttelt.
Man könnte einen anderen Abstieg von der Alplhütte wählen, doch ob der ausreichend schneefrei wäre? Ich würde es sehen. Zunächst konnte ich mir gar nicht vorstellen, zwischen den Felstürmen überhaupt hinauf steigen zu können. Immer spannender wurde der Aufstieg, bis oben hinaus ein Trichter voller Schnee mich überlegen ließ. Sollte ich es wagen, oder war es zu lawinengefährlich? Nach hinreichender Begutachtung der Passage entschied ich mich für eine Umgehung, die mir machbar und sicher erschien. Und Bingo. Kurze Zeit später standen wir in der grellweißen Schneefläche unterhalb des Schlernmassivs. Der Rundweg war leider aufgrund der gewaltigen Schneemengen nicht machbar. Der steht noch auf unserer To-do-Liste.