Radtouren mit Hund - Mecklenburgische Seenplatte und Ostseeküste
12 Tagestouren zum Nachfahren
Mecklenburgische Seenplatte // Müritz
Ein paar Enten dümpeln im Wasser des Sees, Vögel zwitschern, ansonsten Stille. Meine Füße stehen auf - Sand! Es duftet nach - Kiefern?! Die Wälder der Mecklenburgischen Seenplatte sind wirklich ausgesprochen schön. Sehr viel Laub- und Kiefernbäume tauchen im Mai die Landschaft in saftiges Grün. Anders als in den feucht-dunklen Fichtenwäldern meiner Jugend, ist auch der Waldboden bedeckt von Farnen und Gräsern. Ja sogar Blaubeerbüsche wachsen bodendeckend. Nach einer langen Autofahrt bin ich am Roofensee gestrandet, der noch zu Brandenburg gehört. Vom idyllischen Ort Menz bin ich ganze zwei Minuten geradelt und stehe am Badestrand. Allein. Bis auf eine Bank ist alles um mich herum naturbelassen. Wald am gesamten Seeufer. Napoli lässt sich in den bereits angewärmten Sand plumsen. Tatsächlich, die Wiese geht in Sand über und es tut mir direkt leid, dass noch keine Badesaison ist. Toll! Aber wir wollen ja doch ein bißchen was sehen. Also, weiter geht's.
In den ersten zwei Tagen drehen wir Schleifen um und zwischen den Seen. Über wüstes Kopfsteinpflaster, sandige Forststraßen und samtweichen Waldboden führt uns das Navi, ohne das ich völlig verloren wäre. Mein eigentlich gut ausgeprägter Orientierungssinn verlässt mich in diesen unendlichen Wäldern und immer gleich anmutenden Seen. Immer wieder habe ich ein deja-vu. Hier waren wir doch schon! Unmöglich. Es sah nur genau so aus.
Napoli läuft viel. Unter den Laubdächern ist es herrlich schattig ohne duster zu sein und der samtige Boden bereitet ihm Spaß. Der Anhänger holpert problemlos hinten drein, denn die Waldwege sind nicht zu schmal und wenig wurzeldurchwachsen. Gelegentlich kreuzen andere Radler unseren Weg, vereinzelte Kanus gleiten durch's Wasser. Es muss toll sein, die Landschaft aus dieser Perspektive zu betrachten und über Kanäle von See zu See zu wandern. Wir kommen kaum voran weil die Kamera im Dauereinsatz ist. Mensch, ist das klasse hier. Wären nur nicht die Horden an Mücken, die uns anfallen, sobald wir stehen bleiben.
Zwischen den Waldstücken breiten sich auf sanften Geländewellen Äcker aus. Getreideähren wiegen sich im lauen Lüftchen, Rapsfelder leuchten. Blühende Kastanienbäume bilden mit ihren ausladenden Kronen richtige Tunnel für Straßen und Wege. Auch wenn die Landstraßen schmal sind, entsteht selten ein ungutes Gefühl, weil die meisten Einheimischen rücksichtsvoll passieren.
Auf unserem Weg liegen wenige, total verschlafene Dörfchen und ich merke schnell, dass das mit der Infrastruktur so eine Sache ist. Lebensmittelläden oder Brunnen gibt es in den gepflegten Orten keine. Hier und da bietet ein Imbiss oder Campingplatz Verköstigung an. Letztere sind jetzt im Mai noch herrlich leer mit freien Stellplätzen direkt am Seeufer. Einen solchen beziehen wir einen Tag später am Wangnitzsee.
12 Touren habe ich in einer Komoot Collection zusammengefasst.
// unbezahlte Werbung //
- Roofensee/Großer Stechlinsee
- vom Wangnitzsee nach Weerberg
- von Alt Schwerin um Drewitzer See
- Runde um Müritz See
- Runde um Plauer See
- Nationalparkweg
- Rügen: Jasmund NP
- Rügen: nach Putbus
- Rügen: Kap Arkona
- Rügen: Binz/Sellin
- am Darß
- am Greifswalder Bodden
Die Müritz wollte ich auch besuchen, wobei ich immer dachte, es handele sich um eine Gegend. Nun gibt es zum einen den Müritzsee und zum anderen den Müritz Nationalpark. Der Müritzsee ist so riesig, dass man an manchen Stellen denkt, man stünde am Meer. Ein Teil seines Ufers grenzt an den Nationalpark, ein Teil ist touristisch erschlossen. Die hübschen Städte Waren und Röbel residieren an seinem Ufer ebenso wie etliche Badeorte. Auf einem gut angelegten und beschilderten Radweg lässt sich der Müritzsee auf 81 km umrunden, was eine sehr abwechslungsreiche Unternehmung ist. Teils auf asphaltiertem Radweg, teils auf unbefestigten Wegen, manchmal auf Nebenstraßen oder sogar Seepromenaden bewegt man sich meist sehr eng am Ufer.
Wir mussten die Tour in zwei Etappen aufteilen, denn 80 km sind Napoli etwas zu viel. Als bekennender Langschläfer und Genießer, der alle paar Meter für einen Ausblick oder ein Foto stoppt, macht mir das wenig aus. An einem kleinen See außerhalb des Nationalparks fand sich rasch ein Plätzchen und ganz schnell flüchteten wir vor den Mücken ins Zelt. Wirklich notwendig (und eigentlich auch unerlaubt) war es nicht, wild zu zelten. Denn rund um den See finden sich viele bezauberne Campingplätze direkt am Wasser. Bemerkenswert fand ich, dass der Radweg jeweils durch die Plätze führte, was für den Radler sehr schön ist, bleibt er doch immer dicht am Ufer.
Der Müritz Nationalpark ist sicher toll für Ornitologen und andere Beobachter der Tierwelt. Zum Radfahren hat er mich nicht restlos begeistert und den Müritz Nationalpark Weg (eine Etappenwanderung) stelle ich mir auch eher langweilig vor.
Landschaftlich ist es hier ähnlich wie in den Regionen außen herum, doch zum Schutze der Tier- und Pflanzenwelt ist vieles verboten. So sind zum Beispiel die Seen meist unzugänglich und nur in der Ferne duch viel Blattwerk zu erahnen.
Eine weitere empfehlenswerte Seeumrundung für technisch gute Biker mit maximal mittelgroßem Hundeanhänger ist die des Plauer Sees. Auf etwas über 50 km verläuft die inoffizielle Radroute, die häufig genutzt wird, zu einem beträchtlichen Teil auf einem Wanderweg. Hunde sind hier im siebten Himmel. Nahezu der gesamte Ostuferweg verläuft auf weichem Waldboden, unter einem schattigen Blätterdach und Wasserratten können pausenlos ins erfrischende Nass springen. Hübsch ist auch der Ort Plau, der jedoch wieder viel stärker in Touristenhand ist.
Im Örtchen Alt Schwerin ist etwa Halbzeit. Deshalb sollte man hier unbedingt Halt machen und im "Dörpladen" einkehren. Selbstgemachte Kuchen, frische Waffeln, Currywurst oder ein sättigender Salat. So lecker sieht alles aus, dass die Auswahl schwer fällt. Im Biergarten hinter dem Haus sitzt es sich gut und die Bedienung ist emsig und freundlich.
Radfahren mit Hund auf Rügen
Von der Mecklenburger Seenplatte ist es nur ein Katzensprung an die Küste. Und da ich nichts dieser Ostseeküste kannte, musste sich das ändern. Besonders viel Zeit habe ich auf der Insel Rügen verbracht, die mir gut gefallen hat. Sicher gibt es bessere Rügen-Kenner als mich. Trotzdem will ich hier meine Favoriten beschreiben und die Komoot Collection beinhaltet 4 abwechslungsreiche Radtouren. Denn Rügen und Rad, das gehört zusammen wie Käse und Löcher.
Der Küstenabschnitt im Osten zwischen Prora und Thiessow ist voll in touristischer Hand. Breite Strände mit feinstem Sand, dahinter oftmals Dünen und Kiefernwäldchen ziehen Massen von Spaziergängern und Sonnenhungrigen an. Ein gewaltiges Netz an gut beschilderten und ausgebauten Radwegen durchzieht die Insel. Manche Strecken, wie die überwiegend asphaltierte Süstenroute zwischen Gören und Putbus, sind viel befahren. Andere sind weniger beliebt und für Hunde nicht nur deshalb besser geeignet.
Der Inselfetzen, der Sassnitz und den Jasmund Nationalpark beherbergt, ist nur dort richtig überlaufen, wo die vermeindlichen Inselhighlights zu sehen sind. So wird der Königstuhl, von dem die berühmten Kreidefelsen bewundert werden können, von Bussen, Wanderern und Radfahrern angesteuert. Vom Großparkplatz Hagen begibt man sich auf eine wahre Prozession zum Einlass am Königstuhl. Nicht mein Ding.
Wesentlich ruhiger habe ich es auf der nördlichen Halbinsel bei Nonnewitz erlebt, wo die Strände zwar überwiegend steinig sind, doch die Ufer naturbelassen. Mangels Unterkünften und Campingplätzen können einzig Radler und Wanderer diese wilde Landschaft erleben.
Die vielleicht schönste Tour auf Rügen führte uns auf einem Hochuferweg mit einzigartigen Ausblicken bis zum Kap Arkona. Dieser Weg ist komplett unbefestigt und hebt sich allein dadurch von den vielen gut angelegten aber eben auch oft asphaltierten Radwegen der Insel ab.
Am Kap mit seiner Leuchtturmanlage tummeln sich zwar wieder die Ausflügler. Bis dahin sind es aber allein die Radfahrer und einige Wanderer, die den Küstenweg erkunden.
Eine Radtour im Darß und am Greifswalder Bodden
Auf eine Empfehlung habe ich mir noch den Darß angeschaut und den Greifswalder Bodden. Den Darß kann ich zum Radfahren nicht empfehlen. Die Radwege führen kilometerweit gerade aus, was ich persönlich extrem langweilig finde. Unsere Tour am Greifswalder nach Lubmin hat mir dagegen recht gut gefallen. Der Startpunkt am Strand hinter dem hübschen Örtchen Ludwigsburg ist ein wahrer Geheimtipp.
Den Ort Ludwigsburg durchfährt man auf dem Weg zum schönen
Strand am Greifswalder Bodden.
Sonst noch so ....
Das Wichtigste
Fahrrad: Rose Hardtail
Hundeanhänger: DogBus
Im norddeutschen Flachland braucht man wirklich kein eBike! Mit meinem leichten Hardtail war ich auf den sandigen Strecken sehr gut bedient. In einer Satteltasche hatte ich meinen Rucksack. So konnte ich das Rad absperren und die Wertsachen zum Strand mitnehmen.
Der DogBus hat sich als toller Begleiter auf jedem Terrain erwiesen. Insbesondere auf der Runde um den Plauer See war ich von seiner Kippstabilität begeistert. Das selbstgenähte Sonnen- / Regenverdeck möchte ich aber nicht missen.
Camping
Wild campen ist wie überall in Deutschland, verboten. Es gibt in Meck-Pomm viele tolle Campingplätze direkt an den Seen. Im Vergleich zu den Preisen der Ostseeküstenplätze zahlt man einen Bruchteil.
Im Darß habe ich für 2 Nächte mit VW Bus, Person und Hund 88 Euro gezahlt, was ich viel fand. In der Hochsaison sind die Campingplätze an der Ostseeküste rappelvoll.
Bike Packing
Eigentlich wollte ich in diesem Urlaub eine Mehrtagestour radeln, doch es fehlte die Überzeugung für eine Strecke. Nach einem Temperatursturz war dann zunächst mal kein Gedanke an zelten.
Isomatte, Zelt und Zeug haben mich aber beim fast täglichen ein- und auspacken des Anhängers ständig an mein Vorhaben erinnert. Und so freute es mich dann doch, dass die Runde um den Müritzsee eine so geeignete Tour war, die auf zwei Tage verteilt werden konnte und bei der das Wetter zum Schluss des Urlaubs noch perfekt passte.
Routenplanung
Ich hatte mir schon Zuhause runter geladen, was Komoot so zu bieten hatte. Vor Ort habe ich die Touren dann umgeplant oder neue erstellt. Unterwegs bin ich mit offline Karten gefahren, was keine mobile Daten verbraucht. Für die neu geplanten Touren habe ich immer beim Einkaufen die offline Karten aufs Smartphone geladen. Lidl, Aldi und Co. bieten mittlerweile kostenfreies WLAN an, das gut funktioniert.
Fotos
Weil ich ausschließlich ohne menschliche Begleitung reise, verwende ich einen Fernauslöser. Sonst könnte ich nur Landschaftsfotos machen und das wäre ja langweilig. Über Nacht lade ich das gesamte Equipment im Auto.
Sony Alpha 6
Hähnel Captur Remote Control
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