Schweiz mit Velo und Hund - eine Liebeserklärung

Schweiz mit Velo und Hund - eine Liebeserklärung

22. Juli 2023
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Die Schweiz als Reiseland ist teuer. Oh ja, das ist sie. Übernachtungen, Lebensmittel, Gastronomie - alles kostet um ein vielfaches. Dafür ist das kleine, neutrale Land auch vielerorts noch nicht überlaufen. Grindelwald, das Engadin, die Hochalpenpässe und andere Hotspots ziehen zwar gewohnt viele Touristen an. Doch sind es hauptsächlich wohlhabende Besucher aus anderen Kontinenten, die dort, wo die Berge keine Bahnen und Straßen haben, ohnehin nicht anzutreffen sind. Sprich: wer, wie ich, mit Rad und Zelt oder Camper unterwegs ist, kann recht einsam in die großartige Bergwelt eintauchen, die Kraft von Wildwasser erspüren, ursprüngliche Almen besuchen und die gelassene Freundlichkeit der Schweizer erleben.

Schon sehr oft habe ich das Alpenland bereist, die meisten Kilometer davon im Sattel. Als Rennradfahrerin waren die großen Alpenpässe wie Gotthard, Susten, Furka, Grimsel, Klausen und Bernina für mich fantastische Herausforderungen. Mit Hund und Anhänger würde ich diese Pässe, zum Teil Transitstrecken, nicht empfehlen. Da gilt es, andere Touren zu finden. Und da die Schweiz das "Veloland" schlechthin ist, bietet sie neben einem immensen Routennetz auch die entsprechende Webseite und beste Infrastruktur, was die Beförderung von Radlern in öffentlichen Verkehrsmitteln betrifft.

Hier geht`s zur Seite von Schweiz Mobil

Mit Rad und Zelt zu den Riesen des Berner Oberlandes

Eine Radrunde mit Zelt schwebte mir vor. Bergig, doch nicht zu mörderisch und keinesfalls mit viel Autoverkehr. Ausreichend Laufpassagen für Napoli. Aussichtsreich. Beim Schmökern der Webseite wurde ich fündig. Über die Route 61 Rosenlaui - Große Scheidegg - Grindelwald - Interlaken und über Route 9 am Brienzer See zurück Richtung Meiringen.

Die Runde ist perfekt in der Form, die wir gewählt haben. Die Auffahrt meist moderat und nach einiger Zeit sogar autofrei. Die Bergwelt gigantisch. Verpflegung durchweg vorhanden. Die Abfahrt nach Interlaken über ruhige Straßen. Die gewählte Seite entlang des Sees die schattigere von beiden Möglichkeiten.

Ein Start in Innertkirchen hat den Vorteil kostenloser Parkplätze.

Wildes Zelten ist im Bereich um die Große Scheidegg, Kleine Scheidegg und Grindelwald verboten. Campingplätze gibt es in Grindelwald. Unbedingt reservieren!

Das Foto zeigt einen von vielen öffentlichen Grillplätzen. Diese gibt es überall in der Schweiz. Sie sind sehr liebevoll mit Tischen und Bänken, einem Grill und Feuerholz ausgestattet. Wird dort übernachtet, sagt selten jemand etwas. Die Plätze sind meist abgelegen und oft mit wunderschöner Aussicht.

Der Chasseral im lieblichen Jura - eine Zweitagestour

Der Schweizer Jura ist von der Art her ganz anders als das Hochgebirge. Zwar vermutet man durch die gewellte Topografie weniger Höhenmeter, doch viel auf und ab kann auch hier ordentlich in die Wadl gehen. Schön sind die freien Hochebenen. In brütender Sonne sicherlich zu heiß, im Nebel (wie bei uns) auch nicht schön, an kälteren Frühlings- oder Herbsttagen aber sicherlich fantastisch.

Bike & Hike

So selten sehe ich Hundehalter mit Fahrradanhänger in den Bergen. Dabei ist das mit eBike auch für nicht so Konditionsstarke machbar. Und ein Hochgenuss, wenn man eine Gipfelwanderung anhängt. In einem Juni hatten Napoli und ich hervorragende Bedingungen. Zwar lag noch viel Schnee in den Bergen, doch die Almwege waren frei. Der Altschnee auf den Wanderwegen hingegen war so hart, dass wir darauf herrlich laufen konnten ohne einzusinken. Und erfrischend war diese Kühlung von unten, man glaubt es kaum! Hier ein paar Tourenbeispiele mit den Links zur Webseite von Schweiz Mobil. Wer sich diese anschaut wird gleich so viele Tourenideen bekommen, wie in einem Urlaub gar nicht abzuarbeiten sind.

Liebeserklärung

Was genau ich an der Schweiz so bezaubernd finde kann ich sehr genau ausmachen. Das Land ist sauber und die Einheimischen lieben ihre Natur. Das ist an vielen Dingen zu spüren. Zum einen ist ein überdurchschnittlich großer Teil der Schweizer Bürger ausgesprochen sportlich. Man ist draußen unterwegs - zum Radfahren, Wandern, Klettern, Bergsteigen. Dazu werden gern die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt. Viele sind aber auch im Alltag mit dem eBike unterwegs. Egal ob Berufspendler oder Mamataxi, ob steil oder flach. Wie gesagt: der Schweizer ist gern draußen. Im Sommer übernachtet man auch schon mal in den Bergen, bevor man morgens ins Büro fährt. In Städten, die ganz schön chicki-micki sind, wie etwa Zürich, ist es in allen Schichten beliebt, aus dem Büro in die Limmat zu steigen und ein bißchen zu schwimmen.

Zum anderen begeistert mich, dass man die Nachhaltigkeit, die selbst gelebt wird, sehr freundlich einfordert. So stehen am Klausenpass an wunderschönen Stellen, nicht etwa Campingverbotschilder sondern eine freundliche Aufforderung, doch wenigstens nicht auf den Wiesen zu parken. Womit ich nicht behaupten möchte, man würde dort nicht des Platzes verwiesen (wildcampen ist in der Schweiz illegal). Zumindest bin ich selbst nie vertrieben worden, wenn ich abseits von Wohnhäusern auf einem Wanderparkplatz oder ähnlichem übernachtet habe.

Die Schweiz ist übrigens eines der wenigen Länder, in denen ich kein schlechtes Gefühl habe, meinen kleinen Camper an einsamen Parkplatz stehen zu lassen. In den meisten Ländern ist meine Devise: übernachten außerhalb, tagsüber parken innerhalb von Ortschaften. Ein Zeichen für die belegt geringe Kriminalität sind auch die vielen Verkaufshäuschen mit Vertrauenskasse. Käse, Eier und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse sind fast überall auf diese Art zu bekommen.

Bestimmt ist es den eigenen Lebensumständen zuzuschreiben, dass die Schweizer an sich ein sehr entspanntes und freundliches Völkchen sind. Hunde sind meist willkommen, befindet man sich nicht gerade in einem Touristenhotspot wird man auf der Straße gegrüßt, gelegentlich auch angesprochen.

Hier noch ein bißchen Wissenswertes, worüber ich in meinen Urlauben gestolpert bin:

EU Roaming gilt in der Schweiz leider nicht. Um mobile Daten nutzen zu können empfiehlt es sich, den eigenen Vertrag zu erweitern oder vorab eine SIM Karte im Internet zu bestellen. Vor Ort ist es als Nicht-Schweizer sehr schwierig, eine PrePaid Karte zu kaufen.

Die Schweizer Banknoten wurden 2016 neu aufgelegt. Wer noch Scheine aus einem alten Urlaub zu Hause hat, kann die nur noch bei der Landesbank und deren Agenturen umtauschen. Das allerdings unbefristet.