Mikroabenteuer im Ammergau
Radreise mit Hund im Anhänger, Zelt und Zeug
Ich schwitze. Über mir brät die Sonne. Um mich herum ist es still. Alleine mit den lästigen Bremsen strample ich einen leichten Anstieg hinauf. Der x-te heute. Stille ist gut, denn das bedeutet, mein Hund Napoli liegt einigermaßen zufrieden in seinem Hundeanhänger und beobachtet die Umgebung.
Für ein längeres Wochenende sind wir zwei mit dem Rad unterwegs. Das wäre noch nichts besonderes, wären da nicht die dicken Satteltaschen am Rad, der bequeme, grüne Hundeanhänger hinten dran und Julia mit Hund Laios mit von der Partie. Wir wollen beide testen wie es ist, den Hund am Rad (nix eBike) hinterher zu ziehen und wild zu zelten. Meine Begleiter sind weitaus weniger erprobt als ich. Julia hat viele Wanderkilometer in den Beinen, doch auf dem Rad saß sie dieses Jahr wenig. Ihr vierbeiniger Begleiter hatte erst selten Gelegenheit, im Hundeanhänger mit zu fahren. Und so richtig begeistert hat ihn die Art der Beförderung nicht.
Anhängertuning für's Hundeglück
Julia hatte gerade erst ihren einfachen Fahrradanhänger überarbeitet und wir hofften, dass Laios zumindest nicht unkontrolliert aussteigen würde. Um so erstaunter waren wir, dass er sich sogar sehr bald entspannt hin legte und es zu genießen schien.
Den Kopf zwischen den Sicherheitsgurten, betrachtete er die Landschaft und passte auf, dass ich und Napoli uns ja nicht vom Rudel entfernten. Hütehund-Mischling eben. Fuhr ich voran, begann er, Frauchen ein Liedchen zu singen. Wir entschieden, die drei Tage zu nutzen, um diese Situation ausgiebig zu üben.
Napoli ist ein Anhängerprofi. Doch auch ihm kann es zu langweilig werden, worauf er mich mit Fiepen aufmerksam macht. Das Fiepen beginnt zaghaft und steigert sich meist zu einem wahren Konzert. Wenn die Strecke gerade absolut ungeeignet ist, anzuhalten - etwa weil sie stark befahren ist - kann er mich so zur Weißglut treiben.
Direkt am ersten Tag bemerkten wir, wie schwierig eine gute Routenwahl ist. Die ausgesuchte Radrunde war bis auf wenige verkehrsreiche Abschnitte durchaus reizvoll. Nur gab es wenige Abschnitte, an denen unsere Begleiter ungestört laufen konnten. Ein solcher Umstand rächt sich durch nölende Hunde und ein schlechtes Gewissen.
Mikroabenteuer
Spät erreichten wir am ersten Tag das Etappenziel am Forggensee. Über den Bergen drohte es tiefschwarz und mir war übel. Dehydriert. Na prima. Als wüßte ich nicht, worauf man beim Radfahren achten muss. Während ich die Übelkeit bekämpfte, flohen die Badegäste vor den Gewitterwolken und wir hatten freie Bahn, uns einen Übernachtungsplatz zu suchen.
In einem Wäldchen schlugen wir unser Lager auf. Idyllisch! Wie wenig es braucht, um ein solches Mikroabenteuer zu erleben.
Am nächsten Tag stand uns eine kurze Etappe bevor, was gut war. Denn es regnete bis Mittag. An diesem Tag zeigte Laios uns deutlich, dass ihm die Streckenwahl nicht gefiel. Um ihn auszulasten, durfte er neben dem Rad laufen, obwohl mitunter ein reges Treiben auf dem Radweg herrschte. Es ging langsam voran. Lief ein Hund, passten wir uns dem Lauftempo an. Zogen wir die Hunde, hatte Julia schwer mit dem Material zu kämpfen.
Ein kurzer Wechsel des Gespanns machte mir klar: ein gutes Fahrrad und ein laufruhiger Hundeanhänger sind Gold wert. Julias billiger Anhänger schaukelte unangenehm und es war mir rätselhaft, wie Laios darin so entspannt sein konnte.
Mit dieser Unternehmung wollte ich auch testen, ob ich mit reiner Muskelkraft das gesamte Gepäck und den soliden, doch nicht ganz leichten Hundeanhänger ziehen kann. Spätestens am zweiten Tag unserer Reise bewies mir die Auffahrt zum Plansee:
I can do it!
Auch am zweiten Abend fanden wir ein hübsches Plätzchen etwas abseits vom See. Der nächste Morgen bescherte uns eine etwas klamme, aber mystische Stimmung mit Nebel. Früh schon packten wir und brachen auf, um die kühlere Tageszeit zu nutzen.
Gleich von Beginn an konnten die Hunde eine lange Strecke neben uns her laufen. Wahrscheinlich waren wir Damen ebenso erleichtert darüber, wie unsere Fellnasen.
Zwischen den Bergen hindurch führte unsere Forststraße nach Griesen, wo ich nach kurzer Orientierung eine Idee hatte: ich wollte über den Sattel der Rotmoosalm wieder nach Norden ins Graswanger Tal. Wir trennten uns für diesen letzten Abschnitt.
Wieder war ich gespannt, wie mein schweres Equipment sich auf Schotter bergan fahren oder schieben ließ. Selbst das ging gut. Wenn auch äußerst schweißtreibend.
Ich wunderte ich mich, wie unproblematisch ich fahrend voran kam. Musste ich allerdings absteigen, um zu verschnaufen, gelang es mir aufgrund des Gewichts nicht, wieder in den Sattel zu kommen. Es blieb mir nichts übrig, als bis zur nächsten flacheren Stelle zu schieben. Und das ging schwer. Entsprechend stolz war ich, als ich den Sattel erreichte und genoss die lange Abfahrt nach Graswang.
Eine rauschende Abfahrt von Ettal nach Oberau und ein hübscher Radweg an der Loisach rundeten diesen tollen Kurztrip ab.