Bikepacking mit Hund und Zelt zwischen türkisblauem Meer und einsamen Hügeln
Ich mag das Meer aber ich liebe auch die Berge. Die perfekte Kombi ist also beides nah zusammen und dann auch noch mit ganz viel Einsamkeit, ursprünglicher Natur und gutem Wetter. So wie die kroatischen Inseln halt.
Nachdem mich im September 2023 unser Bikepacking Abenteuer über die Insel Krk so begeistert hatte, fiel meine Wahl nun auf Hvar, Brac, Korkula und die Halbinsel Peljesac. All diese Inseln zeichnen sich dadurch aus, dass sich ihre Küstenlinien entweder auf Schotterpisten oder kleineren Sträßchen in Rundtouren abfahren lassen. Vielbefahrene Hauptverehrsstraßen können weitgehend oder ganz vermieden werden. Ich hatte lang recherchiert, wie sich eine längere Radrundreise mit Inselhopping realisieren ließe, doch am Ende wurden es singuläre Unternehmungen.
Insel Brac
Fährüberfahrten finde ich immer ausserordentlich spannend und bereichernd. Um nach Brac zu gelangen, mußten wir gleich zweimal übersetzen weil es mir sicherer erschien, meinen Kleincamper auf der Halbinsel Ciovo abzustellen als in der großen Stadt Split. So setzten wir zunächst von Ciovo nach Split über und dann nach Supetar. Sowohl die Bootsverbindungen zwischen Ciovo und Split nehmen Rad und Anhänger mit als auch die Autofähre nach Supetar/Brac. Es war überhaupt kein Problem, das Fahrzeug in Slatine/Ciovo direkt am Hafen für unbeschränkte Zeit und kostenfrei stehen zu lassen. Auf diese Weise erspart man sich jeglichen Großstadtstress.
Freundliches Personal beförderte unser Gespann an Bord und unsere Reise begann mit gucken und warten.
Übrigens sind die Boote zu bestimmten Tageszeiten sehr voll. Ausflügler fahren in der Regel morgens hin, Nachmittags zurück. Und zwar in beide Richtungen, denn die Stadt Trogir auf Ciovo ist ebenso sehenswert wie Split.
Am großen Hafen von Split ist es einfach, ein Ticket zu lösen. Man kann sogar im Kühlen auf die Fähre warten, das Rad mit ins Gebäude nehmen und wenn man (Frau) Glück hat, findet sie sogar eine Steckdose, an der etwas geladen werden kann. Die Kroaten sind sehr entspannt und freundlich.
Feste Etappenpläne habe ich nie weil ich meist wild zelte. Außerdem kann ich mit Napoli schlecht planen, wie gut ich voran komme. Das ist stark vom Wetter abhängig. Brennt die Sonne vom Himmel, kann es sein, dass Laufen und auch Mitfahren eine Tortur für ihn sind und ich erst mal Siesta mache. So war es auch auf Brac. Mittags in Supetar angekommen, suchte ich uns zunächst einen schattigen Platz mit Zugang zum Meer. Nichts leichter als das, in Kroatien.
Gegen Abend ließ es sich noch ein Stück fahren; so richtig ausgelastet war ich an diesem Tag aber nicht. Das sollte sich am nächsten Tag ändern. Das erste Dämmern weckte mich während unserer Touren jeweils auf und zum Glück fiel mir das Aufstehen und Zusammenpacken nie besonders schwer. Weil ich ohne Kocher unterwegs bin, gibt es ohnehin morgens nur "kalte Küche" und die verzehre ich in der Regel beim Werkeln nebenbei. Diese Schnelligkeit ist nötig, damit wir vor der großen Hitze des Tages ein Stück Wegstrecke schaffen.
An diesem Tag führte die Tour zunächst viele einsame Kilometer Staubstraße an der erwachenden Küste entlang, dann etliche Höhenmeter ins Hinterland. Weil ich mit der Suche nach Wasser, Fotografieren und sonst wie getrödelt hatte, waren wir viel zu spät an dieser langen Schottersteigung. Wenn es Napoli zu warm ist, kommt es vor, dass er von sich aus in den Anhänger will, was sonst selten der Fall ist. Also schob ich meinen kleinen Prinzen viele staubige, warme und mühsame Höhenmeter bergauf. Die weiten Blicke auf's Meer haben mich für die Strapaze mehr als entschädigt.
An diesem Tag sollte mir meine Spontanität ein Schnippchen schlagen. Nach dem langen Aufstieg waren unsere Wasserreserven aufgebraucht und weil nirgends Nachschub zu organisieren war, radelte ich weiter bis Bol. Von weitem sah ich dort einen hübschen Strand und richtete mich gedanklich darauf für die Nacht ein. Doch dann entpuppte sich der Ort als das reinste Touristennest. Also schnell Vorräte auffüllen und nichts wie weg obwohl es bereits Abend war. Die Straße führte bergauf und selten lässt sich an einer passartigen Straße ein geeigneter Platz für's Zelt finden. Zudem musste sich unbedingt noch ein Plattfuss hinzu gesellen, den ich nicht so rasch beheben konnte. So dämmerte es und wurde verdammt dunkel. Die Straße war zwar wenig befahren und ich hatte Licht dabei, doch wirklich wohl war mir nicht. Napoli, in seinem Anhänger, hielt erfreulich still. Sehr spät konnten wir uns endlich auf steinigem Untergrund unser Nachtlager herrichten.
Für den Folgetag hatte ich zunächst eine längere offroad Strecke geplant. Der beste Start in den Tag: wenn es noch kühl ist, läuft Napoli motiviert und wir kommen ordentlich voran.
Die Schotterpiste war sogar als Radroute ausgewiesen, was in Kroatien recht sporadisch der Fall ist. Doch der Schotter wurde immer gröber und die Dornenranken häufiger, so dass ich meine Planung ändern musste.
Der Morgen war ein wenig regnerisch. Meine Planänderung hatte uns ein Stück Hauptverkehrsstraße beschert und das macht bei Regen eher wenig Spaß. Also Kaffee gekauft, leer stehendes Haus geentert und abgewartet bis es trocken war.
Weil wir an diesem Tag keine Fähre mehr erwischt hätten, trödelten wir entlang der hübschen Küste mit feinen Blicken zum bergigen Festland. Für Napoli gab es genügend Laufstrecken. Ich konnte nach Herzenslust fotografieren, an besonders schönen Stellen hielten wir an. Denn Badestopps gehören unbedingt zu einer solchen Radreise dazu!
Kurz vor Supetar bot sich eine abgelegene Stelle für die Übernachtung an. Am nächsten Morgen ging es über's Wasser nach Ciovo zurück.