Insel Hvar per Rad und Zelt

Insel Hvar per Rad und Zelt

23. April 2024
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Bikepacking abseits der Touristenmassen

Kroatien kann einsam sein, doch auch überlaufen. Manchmal liegt das ganz nah beieinander und auf Hvar erlebte ich diesen Kontrast sehr deutlich. An Wochenenden scheint halb Split Ausflüge auf die Inselperlen zu unternehmen und die Fähre war voll. Noch mehr Fußgänger als Fahrzeuge ließen sich nach Hvar übersetzen, was meine Stimmung ein wenig drückte. Denn Menschenmassen sind nicht so mein Ding. Doch wohl dem, der spontan ist. Nach Verlassen der Fähre wollte ich die drängelnden Ausflüglern sofort weit hinter mir lassen und wählte die geplante Reiseroute in umgekehrter Richtung. Sofort waren wir wieder allein und radelten, beziehungsweise Napoli lief, dem Sonnenuntergang entgegen.

Ich hatte eigentlich geplant, in Stari Grad noch Lebensmittel zu besorgen, doch meine spontane Richtungsänderung vereitelte den Plan. Wir kamen dann noch an einem einzigen Restaurant vorüber, wo ich zumindest Wasser auffüllen konnte. Ziemlich hungrig aber mit dem Gefühl einer atemberaubenden Einsamkeit und Fernsicht, schlug ich etwa 400 Höhenmeter über dem Meer unser Zelt auf.

War das eine Stimmung am nächsten Morgen! Wir waren fast allein auf diesem Hochplateau, die Sonne tauchte die Landschaft in goldenes Licht. Auf einer Seite die Bergflanken der Küstenlinie von Brac. Auf der anderen Seite das offene Meer mit weiteren kleinen Inseln. Ich konnte mich gar nicht satt sehen.

Bald rauschten wir eine wunderbar verkehrsfreie Straße hinunter in die Stadt Hvar. Und da war er wieder, der Kontrast zwischen Einsamkeit und zu viel Tourismus. Für die Fotos habe ich Momente abgewartet, in denen keine Fußgänger vor die Kamera liefen. Doch Ihr könnt mir glauben: es war zwar hübsch und gepflegt, doch voll. Viele gehobene Hotels, haufenweise Anbieter von Schiffstouren, Restaurants. Das Städtchen ist autofrei. Elektro-Lastenmopeds knattern hin und her, um Koffer, Waren, Möbelstücke und anderes zu befördern.

Es blieb auf der Weiterfahrt entlang der Küstenstraße zunächst ein wenig verkehrsreicher und bevölkerter. Doch dann bogen wir auf eine Schotterpiste und der anschließende Streckenabschnitt gehört zum landschaftlich Schönsten, was ich in Kroatien gesehen habe. Wunderschön die zwei kleinen Orte, die hier angesiedelt waren. Mit einigen Ferienhäusern oder -appartements, jedoch alles sehr ursprünglich und jetzt, in der Nachsaison, leer. Ich gönnte mir eine warme Mahlzeit, füllte unsere Vorräte in einem winzigen Lebensmittelladen auf und genoss den Streckenabschnitt in vollen Zügen.

Wieder ereilte mich ein Platter, doch in der späten Abendsonne ging mir die Reparatur gut von der Hand. Auf einer Schiebestrecke war bald ein passender Platz für's Zelt gefunden und am nächsten Morgen ging es erst mal schiebend weiter, im Bergschatten hinauf. Also perfekt für das Hundetier und auch gut für mich, um langsam in Schwung zu kommen und die Stimmung ausgiebig zu betrachten.

Der kommende Tag hielt nicht mehr viele Kilometer für uns bereit und die Fähre ging erst spät am Nachmittag. Also genug Zeit, zu schauen, zu baden, Eis zu essen und gemütlich nach Stari Grad zu radeln. Während Stari Grad mit seinem Fährhafen um die Mittagszeit erstaunlich leer war, tummelten sich an Strand und dem Örtchen Jelsa erstaunlich viele Urlauber. Die Kroatischen Inseln sind an sich kein Geheimtipp für Radfahrer. Etliche Anbieter von Radfernreisen oder von Sail&Bike haben die wunderschönen Kleinode bereits voll entdeckt.